Zur totalen Sonnenfinsternis in das Land des Donnerdrachens

Reisebericht, Juli 2009

 

Deutlich abseits des Finsternis-Tourismus zur totalen Sonnenfinsternis vom 22. Juli 2009 lag das kleine Königreich Bhutan, ein Land so groß wie die Schweiz mit der Einwohnerzahl von Frankfurt, zwischen Indien und Tibet an der Südflanke des Himalajas gelegen. Bereits die Planungen gestalteten sich als spannend, da es über das Land nur sehr wenige Klimadaten gibt. Außerdem befindet sich Bhutan in einer selbst gewählten Isolation und nur eine begrenzte Zahl von Touristen darf einreisen. Schon die Anreise ist beeindruckend, denn der einzige Flughafen des Landes liegt in einem tiefen, nur schwer anzufliegenden Tal. Der Anflug, ganz knapp über die Bäume an den Berghängen, ist spektakulär. Aber die erfahrenen Piloten der Druk Air, der nach dem „Donnerdrachen“ Bhutans benannten Fluggesellschaft, landeten den Airbus A319 pünktlich und sicher.

Wetterbedingt lag der Beobachtungsort unserer aus nur vier Personen bestehenden Gruppe nicht auf der Zentrallienie im südöstlichen Tiefland, sondern in der nördlicher gelegenen Bergregion in der Nähe der Hauptstadt Thimphu, wo sich die meisten der insgesamt etwa 600 Touristen aufhielten. Der Morgen der Finsternis wurde zu einem Krimi. Über Nacht hatte es geregnet und es waren noch viele Wolken am Himmel.

Landschaft vor der Totalitaet
Das Wetter am Beobachtungsort südlich von Thimphu

Nur einer der neun vorab ausgesuchten Standorte versprach noch gute Beobachtungschancen. Der erste Kontakt, der nur rund acht Grad über dem Horizont stattfand, war noch nicht sichtbar. Pünktlich zum zweiten Kontakt riss jedoch der Himmel auf.

Die fast verfinsterte Sonnen in den Wolken
Die Sonne unmittelbar vor der totalen Verfinsterung


Sonnenkorona
Die innere Sonnenkorona

Neben der sehr regelmäßig ausgeprägten Korona wurde auch eine kleine Protuberanz sichtbar. Merkur, Venus und Capella waren klar am schwarzblauen Himmel erkennbar, während im Tal unter uns die Menschen viel Lärm erzeugten, um den Dämon zu vertreiben, der „die Sonne verschluckt“ hatte. Gerade durch die Wolken waren die Lichtstimmungen um uns herum besonders beeindruckend. Fliegende Schatten waren jedoch nicht erkennbar. Der Austritt war bei klarem Wetter zu beobachten. Anschließend ging es weiter in die Hauptstadt Thimphu zur Post, denn Bhutan ist für seine ganz besonderen Briefmarken unter Sammlern bekannt.

Sondermarken
Sondermarke der Bhutan Post zur Sonnenfinsternis


Passend zum Ereignis wurden 10.000 Sonnenfinsternis-Briefmarken aufgelegt. Ebenfalls interessant waren die Buddhistischen Neumond-Feierlichkeiten in der Stadt. Am National Memorial Chorten konnte man diese zusammen mit Mitgliedern der königlichen Familie, dem Premierminister sowie einigen Kabinettsmitgliedern erleben.

Neumondfeier in Thimphu
Neumondfeier an einem Tempel in Thimphu

Sogar die nationale Presse zeigte Interesse an uns ausländischen Gästen, da es in dem kleinen Land keine Astronomen für eine offizielle Stellungnahme zum Finsternisablauf gab. Abgerundet wurde die Reise mit dem Besuch des „Tigernests“, einem in den Fels gebauten Tempel in 3140m Höhe, der nur zu Fuß erreichbar ist. Bhutan ist ein schönes, kleines Land mit vielen Gesichtern - und nicht nur während einer totalen Sonnenfinsternis ein sehr interessantes Reiseziel.

Tigernest
Das "Tigernest", einer der bedeutendsten Tempel in Bhutan


Weitere Informationen (externe Links):

  Bilder der Bhutan-Reise bei Alamy

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